Leitbild- und Zielentwicklung
Das IDEK-Leitbild als gemeinsame Zukunftsvision für die räumliche und digitale Entwicklung
In räumlichen Entwicklungskonzepten hat das Leitbild die Funktion, eine mittelfristige übergeordnete Zukunftsvision für einen Raum vorzuzeichnen. Aus dem Leitbild werden strategische Ziele oder Leitlinien abgeleitet. Durch die Formulierung von Zielvorgaben wird eine konkrete Orientierungshilfe für die Maßnahmenentwicklung und -umsetzung sowie die spätere Erfolgskontrolle im Rahmen des integrierten digital-städtebaulichen Entwicklungskonzepts (IDEK) geschaffen. Die Leitbild- und Zielformulierung ist in der Planungspraxis eng verwoben mit den vorangegangenen Schritten der digital-räumlichen Bestandsanalyse oder der SWOT-Analyse. Oftmals gehen sie nahtlos in die Maßnahmenentwicklung über. Eine Annäherung an die Leitbild- und Zielentwicklung kann schon ab der Phase Null erfolgen, um dem IDEK-Prozess einen inhaltlichen roten Faden zu geben. In das Leitbild eingebettet sind konkrete Ziele oder andere handlungsweisende Leitlinien zu formulieren, die mit dem IDEK erreicht werden sollen. Leitbild und Ziele des IDEKs sollten gemeinsam eine gut nachvollziehbare und klar verständliche „Konzeptarchitektur“ ergeben. Beispielsweise kann bei der Ableitung von Zielen auf die in der digital-räumlichen Bestandsanalyse identifizierten Handlungsfelder aufgebaut werden. Die Ziele selbst können wiederum in allgemeine Entwicklungs- und klarer abgegrenzte Unterziele differenziert werden.
Leitbild, Ziele und Handlungsfelder im IDEK sind mit einem bereits durch andere Planungsinstrumente bestehenden Handlungsrahmen abzugleichen. Liegt bereits ein Leitbild in einem bestehenden Entwicklungskonzept (z. B. integrierten städtebaulichen Entwicklungskonzept (ISEK)) vor, können die IDEK-Ziele an ISEK-Leitbild und Handlungsfelder anknüpfen und diese um digitale Aspekte erweitern. Soll ein veraltetes ISEK oder integriertes ländliches Entwicklungskonzept (ILEK) durch ein IDEK fortgeschrieben werden, gilt es, die bestehenden Leitbilder und Zielvorstellungen auf ihre Aktualität zu prüfen, zu aktualisieren oder neu aufzusetzen. In die Entwicklung eines wirksamen Leitbilds sollten alle für die IDEK-Erstellung relevanten Akteure einbezogen werden. Dafür werden die Erkenntnisse aus den vorangegangenen Analysephasen in der Verwaltung bzw. dem IDEK-Steuerungskreis mit ausgewählten Akteuren aus der Zivilgesellschaft, Wirtschaft, Wissenschaft und Politik diskutiert und bewertet. Das Leitbild sowie dessen Ziele sollten mindestens mit dem IDEK-Steuerungskreis abgestimmt werden, um unterschiedliche Akteursperspektiven zu berücksichtigen und damit einen Konsens zur konzeptionellen Ausrichtung zu schaffen. Darüber hinaus kann in diesen Prozessschritt auch die breite Öffentlichkeit einbezogen werden, beispielsweise durch die Kommentierung und Bewertung von Leitbild und Zielen im Rahmen einer Öffentlichkeitsveranstaltung oder einer Online-Beteiligung.
Hinweis Ausgangssituation interkommunaler Zusammenschluss:
Bei interkommunalen Zusammenschlüssen wird das Leitbild für den Gesamtraum entwickelt und geht daher von einem übergeordneten räumlichen Sinnzusammenhang aus. Der Fokus liegt auf gemeinsamen Entwicklungspotenzialen, wie beispielsweise der Lebensqualität in der Region. Verschiedene Geschwindigkeiten bei der Umsetzung des Leitbilds und der Entwicklungsziele sollten bei unterschiedlichen teilräumlichen Erfahrungs- und Entwicklungsniveaus zugelassen werden. Die Gemeinden im interkommunalen Zusammenschluss können voneinander profitieren, indem sie aktiv nach Synergien suchen und gegenseitig Lerneffekte abfragen. Die Auswahl von „Pioniergemeinden“ und Umsetzung von kurzfristigen Maßnahmen kann dabei helfen, die Anschaulichkeit und Strahlkraft des Leitbilds und der Ziele für andere Gemeinden zu verstärken.
Hinweis Ausgangssituation Neubauquartier:
Die Leitbildentwicklung dient in Neubauquartieren als übergeordnete Orientierungshilfe für die weitere bauliche und planerische Entwicklung. Bestehende Strategien und Leitbilder auf gesamtstädtischer Ebene sollten hier einbezogen werden.
Praxisbeispiel: Systematische Ableitung von Zielen und Maßnahmen für Deggendorf und Plattling
Das Leitbild und Zielsystem für Deggendorf und Plattling zeichnen sich durch eine systematische und gut nachvollziehbare Vorgehensweise aus. Unter dem Leitbild „Unser smartes Oberzentrum – nachhaltig, lebenswert, innovativ“ wurden für das Oberzentrum acht langfristig ausgerichtete strategische Ziele erarbeitet, denen mehrere kurzfristige operative Ziele zugeordnet wurden. Aus den Zielen wurden Maßnahmen abgeleitet, die nach Handlungsfeldern geclustert wurden.
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Praxisbeispiel: Weiterentwicklung eines bestehenden Leitbilds in München – Handlungsraum 3
Das IDEK-Leitbild für den Handlungsraum 3 in München baut auf dem Zukunftsbild des Integrierten Handlungsraumkonzepts von 2016 auf. Im Zuge der Leitbildentwicklung wurden digitale Anknüpfungspunkte an das Zukunftsbild gesucht und die vier Handlungsfelder um IDEK-relevante Ziele ergänzt. Zusätzlich wurde ein neues Leitbild „Die digitale Transformation inklusiv gestalten“ entwickelt, das sich neben den bestehenden Handlungsfeldern einordnet. Zukünftig sind die Ziele der Handlungsfelder im Handlungsraum in Einklang mit dem IDEK-Leitbild auszugestalten. Die Leitbildentwicklung wurde durch zwei digitale Strategiewerkstätten begleitet, zu denen auch Vertreter/-innen sozialer Träger und Einrichtungen aus dem Handlungsraum eingeladen waren.
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Praxisbeispiel: Übertragung von Themenfeldern der Smart City Charta auf Rosenheim
Das IDEK-Leitbild für Rosenheim baut auf den Ansätzen der Smart City Charta auf und konkretisiert vier der acht darin genannten Themenfelder. Die Auswahl der vier Themenfelder erfolgte im Rahmen eines Beteiligungsbausteins zusammen mit der Stadtverwaltung, lokalen Fachexpert/-innen sowie Bürger/-innen über eine Online-Abstimmung. Zur Konkretisierung des Leitbilds wurden aufbauend auf die Handlungsfelder des IDEKs Visionen und Ziele erarbeitet. Visionen stehen dabei für übergreifende Zielsetzungen, die durch die Ziele weiter spezifiziert werden. Die Formulierung der Ziele erfolgte nach dem „s.m.a.r.t.-Ansatz“ (s – spezifisch messbar, eindeutig abgegrenzt; m – indikatorbasiert und qualitativ/ quantitativ messbar; a – akzeptiert; r – realistisch, handlungsraumbezogen; t – terminiert).